Ob die geplanten Gedenktafeln am Friedhof, der Neubau der Realschule oder die Trostberger Umgehungsstraße – viele aktuelle Themen wurden bei der Mitgliederversammlung der SPD Trostberg ausgiebig diskutiert.
Mit Susanne Augenstein und Walther Heinze wollten zwei Mitglieder des Arbeitskreis „Bürger/innen für das Erinnern“ über die Einzelheiten der geplanten Gedenktafeln für die im Trostberger KZ-Außenlager verstorbenen Opfer berichten. Allerdings wurden die von der Gruppe erarbeiteten Pläne trotz positiver Bewertung der Rathausverwaltung durch die CSU und die Freien Wähler abgelehnt.
Dazu der SPD-Ortsvorsitzende Martin Baumann: „Als ich vom Verlauf der Debatte im Stadtrat erfuhr konnte ich erst nicht glauben. Nachdem ja scheinbar das Vorhaben auch von der Verwaltung für gut befunden und eine entsprechende Beschlussvorlage formuliert wurde, habe ich eigentlich mit einer positiven Entscheidung gerechnet.“ Stadtrat und Zweiter Bürgermeister Robert Liedl sagte dazu: „Es geht hier um das Erinnern, nicht um vergessen oder verdrängen. Aber man sollte jetzt trotzdem nicht die Flinte ins Korn werfen. Ich hätte mir gewünscht, dass ein perfekt ausgearbeiteter Antrag aus der Bürgerversammlung auch angenommen wird. Ein großes Lob an die Arbeitsgruppe. Die Tafeln wären in dieser Form ein angemessenes Gegenstück zu der Gedenkstätte im ehemaligen KZ Dachau – diese Chance wurde vertan. Man sollte sich immer bewusst sein, dass der Nationalsozialismus eine deutsche Erfindung war. Das solle sich auch in der Inschrift wiederspiegeln.“ Franz Sedlmeier ergänzte: „Wir werden dieses Thema weiter auf der Agenda halten.“ Wie überrascht auch Bürgermeister Schleid scheinbar vom Verhalten der eigenen Fraktion war stellte Fraktionssprecher Hans-Michael Weisky fest: „Erstmals hat der Bürgermeister einem Zuschauer der Sitzung das Wort erteilt als Altbürgermeister Heinze sprechen durfte. Wir als SPD stehen auf alle Fälle hinter den Plänen und setzen uns für einen unveränderte Umsetzung ein.“
Weisky war es auch, der in seiner Funktion als Stadt- und Kreisrat über weitere Themen berichtete.
Interessant waren seine Informationen über den Neubau der Trostberger Realschule. „Als einzige politische Vertreter war die SPD in Person vom stellvertretenden Landrat Sepp Konhäuser, Martin Baumann und mir vor Ort und was wir da gesehen haben ließ gab nur Anlass zum Kopfschütteln. Fenster sind zugeschraubt, eine Mitarbeiterin im Sekretariat hat sogar eine Plexiglasscheibe zwischen sich und dem Fenster angebracht, damit sie vor dem Windzug geschützt ist. Kein Privatmann würde seine Immobilie so runterschlampen, wie es der Kreis in diesem Fall gemacht hat. Ich begrüße die Entscheidung zum Neubau, da die Sanierung knapp 80 % gegenüber einem Neubau ausgemacht hätte. Dank einer Änderung des Flächennutzungsplans und einem Grundstückstausch zwischen Stadt und Landkreis kann die neue Schule im Bereich zwischen Festplatz und Gymnasium gebaut werden und soll im Herbst 2018 bezugsfertig sein. Ich hoffe, dass auch die Leitung und Mitarbeiter der Realschule gut vom Kreis informiert werden.“ Was nach der Außerbetriebnahme auf dem Grundstück der bisherigen Schule passieren wird, ließ Weisky offen. „Darüber wird man zu gegebener Zeit sprechen.“
Auch zum Rosengarten äußerte er sich. „Uns liegt der Rosengarten sehr am Herzen und wir wünschen und, dass er in seiner jetzigen Form erhalten und vielleicht auch erweitert werden kann. Mit den neuen Ferienwohnungen im Turm zu Schloss Schedling kann ergibt sich ein gegenseitiger touristischer Mehrwert, der Trostberg nur gut tun kann. Hunderte Gäste bei den Rosenfesten, darunter viele Auswärtige, sind eine deutliche Sprache. Trostberg ist eine Rosenstadt, weit über die Stadtgrenzen hinaus, dafür müssen wir auch den rein ehrenamtlichen Betreuern ein großes Lob und unseren Dank aussprechen!“ Christoph Rudholzner ergänzte: „Trostberg verfügt hier über ein absolutes Alleinstellungsmerkmal, das müssen wir fördern, erhalten und auch touristisch vermarkten.“
Zum Jahr der Bienen fand Weisky ebenso einige Worte: „Die Situation der Imker ist alles andere als rosig. Viele Junge Imker würden die Tradition gerne weiterführen, allerdings finden Bienen immer weniger Futter. Es geht nicht um einfache grüne Flächen, sondern wir benötigen für die Tiere nahrhafte Blumenwiesen. Wir als SPD werden schauen, welche städtischen Flächen dafür in Frage kommen.“
Auch der Bau der B299 neu kam zur Sprache: „Der Bundesverkehrswegeplan 2030 wurde nun vorgestellt und wir freuen uns dass die Umfahrung Tacherting/Trostberg und auch der Aubergtunnel in Altenmarkt nun im vordringlichen Bedarf sind. Das heißt sobald Baurecht vorliegt, werden die Mittel freigegeben und es kann losgehen. Erstmals gibt es im Internet eine Bürgerbeteiligung, bei der sich hoffentlich auch die Befürworter ausgiebig äußern.“
Zum Verkauf der Häuser an der Traunsteiner Straße fand Weisky deutliche Worte: „Ich bin froh, dass wir als Kreistagsfraktion die Pläne des damaligen Landrats Steinmassl nicht unterstützt haben, die kreiseigene Wohnbaugesellschaft zum Wohle der Schuldentilgung zu verkaufen. Allerdings frage ich mich warum der Kreis das nun machen muss. Warum schafft die Stadt so etwas nicht selber? Warum machen wir uns keine Gedanken über eine eigene städtische Wohnbaugesellschaft, wie es ja andere Städte auch schaffen?“ Über alle Themen wurde sehr leidenschaftlich und konstruktiv diskutiert.
Ortschef Baumann wies zum Ende der Veranstaltung noch auf die nächsten Veranstaltugen hin, zu denen man unter anderem die Europaabgeordnete Maria Noichl, stellvertretenden Landrat Sepp Konhäuser und den Chef des SPD-Bezirks Oberbayern Ewald Schurer begrüßen wird.