Bürgerversammlung: Altbürgermeister Heinze stellt Antrag für Gedenktafel

18. Februar 2016

Zur Erinnerung an die Häftlinge des KZ-Außenlagers Trostberg setzen sich überparteilich mehrere engagierte Trostberger dafür ein, am Trostberger Friedhof eine Gedenktafel mit deren Namen anbringen zu lassen. Ein entsprechender Antrag wurde bei der gestrigen Bürgerversammlung von SPD-Altbürgermeister Walther Heinze gestellt. Über diesen muss nun der Trostberger Stadtrat in einer seiner nächsten Sitzungen beraten.

Walther Heinzes Wortmeldung aus der Bürgerversammlung:

Die Existenz des ehemaligen KZ-Außenlagers von Dachau in unserer Stadt ist aus der Erinnerung und dem Bewusstsein der heutigen Bevölkerung weitgehend verschwunden. Nachdem durch die Diplomarbeit der Historikerin Susanne Weisse endlich etwas Licht ins Dunkle der Geschichte gekommen ist, ist die Zeit reif, dass wir uns auch in Trostberg an das Leid der Häftlinge und die Toten des Lagers erinnern. Die Informationsveranstaltungen zu diesem Thema besuchten erfreulicher-weise weit über zweihundert interessierte Zuhörer. In den Diskussionen zum Thema kam klar zum Ausdruck, daß die Erinnerung über das begangene Unrecht in geeigneter Weise erhalten werden sollte.

Einige engagierte Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt haben deshalb über ein Gedenken in einem würdigen Rahmen nachgedacht und stellen daher folgenden Antrag an die Stadt :

EHEMALIGES KZ-AUSSENLAGER TROSTBERG BÜRGER/INNEN FÜR DAS ERINNERN

In den letzten Kriegsmonaten des Zweiten Weltkrieges wurde in Trostberg ein Außenlager des KZ Dachau errichtet. Die Existenz und Näheres über dieses Lager sind der heute lebenden Bevölkerung unserer Stadt weitgehend unbekannt. Lediglich der ursprüngliche Grab- und Gedenkstein am Friedhof erinnert noch daran. Allerdings wurde auf diesem Stein die damalige Inschrift "Den Opfern des Nationalsozialismus" nachträglich geändert in die allgemeine Formulierung "Den unvergesslichen Opfern des Faschismus als ewige Mahnung ".

Um das begangene Unrecht in Trostberg zu erläutern und die Namen der bekannt gewordenen Toten zu nennen, beantragen die unterzeichnenden Bürgerinnen und Bürger daher das Anbringen von zwei Tafeln neben dem historischen Gedenkstein.

Neben einem würdigen Gedenken an die Toten des Lagers und die Leiden der Häftlinge soll dies als ein Mahnmal zur Erinnerung an die Verbrechen der Naziherrschaft auch in unserer Stadt dienen - in der Hoffnung, dass solche Verbrechen in Zukunft nie mehr möglich sein werden.

Zu dem vorgetragenen Antrag hat eine Arbeitsgruppe einen professionellen Gestaltungvorschlag mit einem erläuternden Text für diese Tafeln ausgearbeitet. Die kalkulierten Kosten liegen im überschaubaren Rahmen von etwa 1500 €. Der letzte Satz unseres Antrages ist mir ganz persönlich ein besonderes Anliegen:

"...in der Hoffnung, dass solche Verbrechen in Zukunft nie mehr möglich sein werden."

In der gegenwärtigen schweren Krise Europas und Deutschlands häufen sich beängstigend die Gewalttaten gegen Ausländer und die Brandanschläge auf Flüchtlingsheime, es eskaliert die Rethorik und die Hetze von extremen Menschen, Parteien und Bewegungen - ich nenne nur die Begriffe Lügenpresse, Volksverräter, die Morddrohungen gegen führende Politiker auf allen Ebenen und die Äußerungen über Schusswaffeneinsatz gegen Flüchtlinge.

Das alles weckt in mir erschreckende Erinnerungen an längst vergangen geglaubte Zeiten.

Diese Worte gerade auch für diejenigen, die denken, was soll das Ganze nach 70 Jahren.

Ich schließe mit einem Zitat der Dritten Bürgermeisterin Dr.Frau Birgit Seeholzer anlässlich ihrer Rede am letzten Volkstrauertag: "Das Bewußtsein muss lebendig bleiben. Nur wer sich erinnert, kann aus der Vergangenheit lernen."

In diesem Sinne bitten wir Sie, die Bürgerinnen und Bürger von Trostberg, diesen Antrag zu unterstützen.

Teilen